Berlin, Mai 2002

Felix - Hauskatze - Mai 1992 - 10. April 2008

Um das gleich mal klarzustellen: Ich bin eine Dame und kein Kerl. Als Baby wurde ich für einen Jungen gehalten, daher der nicht sehr weibliche Name Felix. Auf diesen Namen höre ich wie ein Dackel!

Ich wurde im Wonnemonat Mai 1992 auf einem Bauernhof als zweite von 4 Kitten geboren.

Mein Mensch Tina hatte sich damals nur nach einer Beschreibung in mich verliebt. Als ich sie damals zum ersten Mal sah, war ich begeistert, dass sie mich mit zu sich nach Berlin nehmen wollte. Meine beiden Brüder sind auch nach Berlin gezogen.

Nach ungefähr einem Jahr war mein Bruder "Dicker" bei seinem Menschen nicht mehr erwünscht - und das bekam er auch zu spüren.

Ich erzählte meiner Tina davon. Sie war gleich damit einverstanden, dass der Dicke zu mir ziehen durfte. Ich kann dir sagen - der hat sich vielleicht angestellt - keinen hat er an sich ran gelassen, nicht mal mich. Sobald ich oder ein Mensch den Raum betrat, war er für den Rest des Tages verschwunden. Besonders vor schnellen Bewegungen und Füssen hatte er Angst - und Männer konnte er schon gar nicht leiden. Ungefähr ein Jahr ging das so, dass der Dicke zwar bei uns war, aber gesehen haben wir nicht viel von ihm.

Irgendwann hat er mir dann endlich geglaubt, dass er vor mir und Tina keine Angst  zu haben braucht und wir ihn vor allem Bösen beschützen würden. Er ist zu einem richtigen Schmuser geworden, dass ich manchmal schon neidisch auf die ihm zugedachte  Aufmerksamkeit war.

Der Dicke und ich wir waren ein Dream -Team. Unzertrennlich waren wir, Tag und Nacht beisammen - drinnen und draußen.

Es war immer so aufregend mit ihm zusammen Vögel und Mäuse zu jagen - und Tina hat sich immer ganz besonders gefreut, wenn wir ihr großzügig auch hin und wieder kleine "Geschenke" mitbrachten. Das war eine wundervolle Zeit als wir zwei nachts auf Streife gingen. Doch bald sind wir umgezogen - und da wo wir hingezogen sind, waren zu viele Autos - so dass wir nicht mehr durch die Gärten ziehen durften. Das war eine megamäßig langweilige Zeit. Wir wussten einfach nichts mit uns anzufangen. Stundenlang saßen wir auf dem Balkon und schauten wehmütig in die Freiheit. Da halfen alle Streicheleinheiten und Bestechungsversuche (im Bett schlafen) nichts, es war einfach öde.

Irgendwann kam Aufregung in die Bude. Alles wurde in Kisten gepackt, und Tina war auch ganz aufgeregt. Und da passierte es.........

Der Dicke war es wohl leid - er wollte nicht mehr länger auf seine Freiheit verzichten und sprang aus dem 1. Stock.....

Tagelang hab ich auf der Brüstung gesessen und nach ihm gerufen... ich habe gestreikt ... habe nichts mehr gegessen ... nie mehr wieder wollte ich essen - nicht ohne meinen Dicken!!!! Tina war auch ganz traurig und hat nach ihm gesucht - aber gefunden hat sie ihn nie.

Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht und er in dem nahe gelegenen Park fleißig auf Mäusejagd ist. Jedenfalls war Tina ganz verzweifelt, dass ich nichts mehr gefressen hab´ vor lauter Sehnsucht. Heute weiß ich, dass das der größte Fehler meines Lebens war - damals auf Stur zu schalten. Denn rate mal, auf welche Idee sie gekommen ist:

Richtig...... sie hat mir einen Ersatz besorgt. Na, das hatte mir noch gefehlt! Erst ist mein Dicker nicht mehr da, und dann bekam ich einen noch in die Windeln schei...enden Minikater vor die Nase gesetzt. Wie ein Tanzbär auf 2 Beinen ist er auf mich zugelaufen. Tina hat sich alle Mühe gegeben, mir den Kleinen "schmackhaft" zu machen, aber ich wollte doch meinen Dicken zurück, mit dem ich schließlich 7 Jahre lang durch Dick und Dünn gegangen bin.

Noch hatte ich die Hoffnung ja nicht aufgegeben, dass er zurückkommt, aber 2 Wochen später sind wir wieder umgezogen - in das Haus zurück, wo ich meine Kindheit verbrachte. Hätte doch der Dicke nur noch 2 Wochen gewartet, dann hätten wir wieder gemeinsam durch "unsere" Gärten ziehen können.

Nun hatte ich diesen Knirps Whisky an der Backe. Manchmal tat er mir ja leid, der kleine - er musste ohne seine Mama auskommen - wurde mit der Flasche großgezogen. Aber warum musste denn ausgerechnet ich nun Ersatzmutter spielen? Naja, böse war ich eigentlich nicht zu ihm, aber ich muss ehrlich zugeben - ignoriert habe ich ihn schon.

Irgendwie ist Tinas Taktik aufgegangen, ohne dass ich es gemerkt habe. Ich habe nämlich wieder gefressen und geschmust. So hat mich diese Nervensäge Whisky von meinem Kummer abgelenkt. Neun Monate gingen ins Land, und wieder nahm ich von einem Artgenossen Abschied - denn Whisky hatte einen unheilbaren Leberschaden. Zwar konnte ich ihn nicht so richtig leiden, aber so etwas hatte ich ihm nun auch nicht gewünscht.

Leider konnte ich Tina nicht davon überzeugen, dass ich mich so alleine ganz wohl fühlte - sie war der Meinung, dass ich einen Gefährten brauchte.

Jedenfalls kam sie mit einem verschreckten Häufchen Elend Namens Benny an. Benny hatte schon viele viele Menschen, die ihn aber nach einer Weile nicht mehr wollten... aber das kann er Dir ja selber erzählen.

Mit Benny habe ich mich so einigermaßen arrangiert - er lässt mich meist in Ruhe, und ich ihn auch. Mittlerweile ist Benny auch schon über ein Jahr bei uns, und wir teilen uns sogar Tinas Bett, ohne dass es zu größeren Reibereien kommt.

Am liebsten schmuse ich allerdings mit Tina alleine - dann hab ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Selbst wenn ich sie im Garten sehe, kann mich nichts daran hindern, ihr mal um die Beine zu streichen, um sie zu begrüßen. Es sei denn, Benny steht bedrohlich groß neben ihr. Dann wart´ ich doch lieber, bis er weg ist, um "hallo" zu sagen.

Jaaaaa, und dann ist da noch dieses komische außerirdische Geschöpf, dass sich Miss Sophie nennt. Die ist hinterhältig!!! Erst sieht es so aus, als wenn sie freudig auf mich zukommt, und eh ich mich versehe, bekomme ich ihre Krallen zu spüren. Wenn ich wollte, könnt ich ihr ja zeigen, wer der Herr im Hause ist. Schließlich habe ich hier in meinem Revier die Streuner und Freigänger gut unter Kontrolle. Bevor ich mir hier Ärger mit meinen Menschen einhandele, ziehe ich mich lieber zurück, oder gehe raus, und dann steht Miss Sophie da.. vor der Katzenklappe... und guckt doof aus der Wäsche.

Zu allem Überfluss wird Miss Sophie immer runder... mir schwant schon Böses... die wird doch wohl nicht lauter verzogene Babys bekommen???

Sollten die mir den ganzen Tag auf die Nerven gehen, werde ich bei Tina einen schriftlichen Antrag auf ein eigenes Areal stellen. Und wie ich meine Tina kenne, wird sie das auch genehmigen.

Wenigstens draußen in freier Wildbahn hab ich ja meine Ruhe vor den ganzen Mitbewohnern.

Deine Felix

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