vom gelben Haus, 19.06.2005

Hallo, ich bin Hasina vom gelben Haus.

Ich bin heute am 19.06.2005 gut 9 Wochen alt und möchte Dir eine aufregende Geschichte erzählen.

Der Ausflug

Heute früh, als Tina geschlafen hat, haben wir mit unseren Muttis einen aufregenden Ausflug gemacht.

Die ganze Nacht wehte eine angenehm kühle Brise durch das geöffnete Wohnzimmerfenster. Wir haben alle auf der Fensterbank gesessen und uns die Nasen am Fliegengitter platt gedrückt. Draußen raschelte der Wind durch die Bäume und der Mondschein ließ alles in einem aufregenden Licht erscheinen. Als es langsam hell wurde, entdeckte Mama Trixi, dass das Fliegengitter, welches seit zwei Jahren ein entspanntes Sitzen am geöffneten Fester gewährleistete, an einer Seite relativ locker sitzt.

Während sie uns davon erzählte, dass das Rascheln der Blätter viel aufregender wäre wenn man direkt dabei sitzen würde, nestelte sie mit ihrer Pfote an dem lockeren Netz herum. Wir waren schon ganz schön gelangweilt,  da es Stunde um Stunde dauerte bis sich endlich das Netz weiter ablöste. Aber dann war es soweit. Trixi drängte sich hindurch und sprang in einem eleganten Sprung, runter in die Dachrinne. Neugierig sahen wir sechs Naseweise zu, dass auch Mama Quäke ihr sogleich folgte. Sie liefen leichtfüßig die Dachrinne entlang bis ans Ende des Hauses. Von dort sprangen sie mit einem großen Satz auf das Gerüst, welches an der Seite des Hauses steht. Unsere großen "Geschwister" lugten durch das Netz in die Tiefe, sie schätzten die Gefahr ab und entschieden, dass sie dort nicht hinterher gehen würden. Aber wir Kleinen sind besser erzogen und folgten todesmutig dem Ruf unserer Mütter.

Einer nach dem Anderen sprangen und rutschten wir auf dem Blechdach bis in die Regenrinne. Maaan war das aufregend. Wie das Laub unter unseren Pfoten raschelte! Es fühlte sich toll an. Wir balancierten zu dem Ende des Hauses, wo unsere Mütter auf dem Gerüst saßen und nach uns riefen. Henna hat dort in die Tiefe geschaut, aber sie hat uns anderen davon abgeraten diesen Sprung um die Ecke auf das Gerüst zu wagen. Habibi entdeckte auf der anderen Seite vom Fenster eine kleine Luke und kroch dort hinein. Henna drehte dann auch um und verließ ihren Aussichtsposten und schlängelte sich an Hasina vorbei. Wir spielten eine tolle Runde Laubrascheln, während unsere Mütter immerzu nach uns riefen. Hasina folgte letztendlich dem Rufen und setze sich ans Ende der Rinne.

Wir haben unseren Müttern gesagt, dass wir den Sprung dorthin nicht schaffen, sie sollen doch wieder zu uns zurückkommen. Wir schauten immer wieder hoch zu dem Fenster, wo das Fliegengitter im warmen Wind wehte, wir hatten Hunger und waren müde und wir wollten wieder hinein. Also haben wir mit aller Anstrengung versucht am Dach zum Fenster hinauf zu klettern. Aber unsere Krallen fanden keinen Halt, so dass wir immer wieder rückwärts in die Dachrinne zurück plumpsten.

Plötzlich hörten wir aufgeregte Stimmen im Garten. Da unten standen Menschen und zeigten mit ausgestrecktem Arm auf unsere Mütter. Dann rappelte und wackelte es ganz fürchterlich am Gerüst, unsere Mütter riefen uns ob der drohenden Gefahr, lauter und energischer zu sich. Aufgeregt liefen wir in der Dachrinne hin und her.

Da kamen auch Stimmen von dem Gerüst, ein Mensch war in Windeseile emporgestiegen, nahm Mama Trixi unter den Arm, und kletterte wieder nach unten. Auch am Fenster erschien plötzlich ein verschlafenes Gesicht. Wir haben wahrscheinlich einen jämmerlichen Eindruck gemacht, denn Tina riss die Augen vor Schreck ganz weit auf. Wir hörten, dass sie anfing etwas zu zählen. Na ist die denn doof? Die soll uns hier aus der wackligen Rinne holen und nicht anfangen Schäfchen zu zählen..... aber weiter als bis 3 hat sie ja auch nicht gezählt, denn es waren ja nur noch 3 von 6 Babies in der Wohnung anwesend. Wir guckten nach links wo das Gerüst wieder mächtig wackelte, dann wieder zum Fenster hinauf und auch an der seltsamen Luke, in der Habibi saß, tat sich etwas. Es schabte und rappelte und Henna lief ganz aufgeregt immer von der einen zur anderen Seite. Dann kam ein langer Arm und wir sahen wie Hasina, die ja immer noch am Ende der Dachrinne saß,  plötzlich zu schweben schien. Es dauerte nur ein paar Sekunden und sie wurde um die Hausecke herum entführt.

Dann raschelte die Hand des Entführers im Laub. Na der denkt wohl wir sind total bescheuert und kommen da auch noch hin gelaufen. Nein in gebührendem Abstand schauten wir, wie die Hand raschelte und lockte, aber wir sind dort nicht hingegangen. Dann rief der Entführer genau den Ruf, den es immer von den Menschen gibt, wenn es etwas zu Fressen gibt. Aber wir haben unseren Müttern immer gut zugehört und befolgten die Anweisung strikt. "Wenn ihr nicht in eurer gewohnten Umgebung seid und den Menschen, der versucht euch anzulocken nicht kennt, bleibt ihm fern. Egal was er anstellt, geht niemals nah genug an ihn heran, dass er euch kaschen kann"; riefen wir uns die mahnenden Worte unserer Muttis in Erinnerung. "Wenn ihr nicht weiter wisst, dann ruft nach uns, macht einen Buckel und stellt euer Fell auf,  der Fremde wird dann vor Angst das Weite suchen".

Wir riefen nach unseren Müttern, aber sie antworteten nicht mehr, auch Hasina war ja um die Hausecke herum verschwunden. Der Entführer muss grässliches mit ihnen getan haben, wir würden sie wohl nie wieder sehen. Wir kauerten uns in den Tunnel dieser komischen Luke, aber das Poltern dahinter schreckte uns wieder auf. Auf einmal schrie Habibi auf: "Hier ist noch ein Entführer. Sie kommen jetzt auch durch das geschlossene Dach, um uns zu holen". Als sie noch dabei war Henna zu warnen, kam die Hand schon durch die Luke, aber sie reichte nicht bis zu uns heran. Plötzlich spitzte Henna die Ohren, sie hörte ein vertrautes Geräusch. Tinas Stimme!

Leise und beruhigend rief sie uns bei unseren Namen, sie wackelte mit den Fingern und Henna schnupperte an der vermeintlichen Entführerhand. Freudig, ob des vertrauten Geruchs, hoppelte sie direkt in die Hand von Tina und verschwand in einer dunklen Kiste. Habibi traute dem Braten nicht und blieb erschrocken in gebührender Entfernung sitzen. Am Ende der Dachrinne raschelte die andere Hand immer noch im Laub. Plötzlich hörte Habibi das zufriedene Rufen unserer Mütter. Sie konnte sie auch sehen. An der Hand, die durch´s Dach ragte vorbei, erhaschte sie einen Blick auf unsere Mutter Quäke, auch Henna und Hasina turnten dort wieder herum. Habibi kroch rückwärts, da es an der Dachrinne wieder laut wurde. Plötzlich wurde sie fest gepackt, sie strampelte aus Leibeskräften, krallte sich im Holz fest und schrie wie am Spieß. Aber die Hand ließ sie nicht mehr los. Erst als Habibi wieder im Wohnzimmer war, hörte sie damit auf und beruhigte sich.

Wir alle lachten und waren froh, dass es uns allen gut ging. Erstaunt beobachteten wir, dass Tina aus dem Schrank gekrochen kam, eine große Kiste stand mitten im Zimmer. Die hatten wir vorher noch nie gesehen. Jetzt schob sie die Kiste in den Schrank, neugierig liefen wir aufgeregt hinterher. Aber Tina jagte uns wutschnaubend wieder hinaus. Wahrscheinlich wäre die Kiste und der Schrank und alles Drumherum in wenigen Minuten wieder an Ort und Stelle, aber nun waren auch unsere großen Geschwister und unsere Muttis neugierig. Gemeinsam taperten wir alle dort herum. Es war ein lustiges Spiel mit Tina Fangen zu spielen, konnten wir doch durch eine Plexiglasscheibe direkt in den Baum sehen. Aber Tina wurde immer wütender, sie raste wie ein angestochenes Huhn herum, sammelte uns inkl. Müttern ein, und sperrte uns in verschiedenen Räume.

Nach zwei Minuten ließ sie uns aber wieder frei. Sofort rannten wir zu dem Schrank, aber da war keine Luke mehr, nichts. Plötzlich weiteten sich Tina´s Augen wieder vor Entsetzen, Hasina humpelte ganz merkwürdig, und auch Henna verhielt sich komisch. Sie nahm uns auf den Arm, untersuchte uns und fing plötzlich an zu lachen. Wir hatten unter unseren Pfoten diese Klebedinger von den Kastanienblüten. Überall hingen diese doofen Dinger rum und wir bekamen sie einfach nicht ab. Tina zupfte ganz schön grob an uns herum, aber sie hatte ein glückliches Lächeln im Gesicht. Hasina humpelte nämlich nur, weil sie gleich 3 von den klebrigen Teilen unter ihrer einen Pfote hatte -  sie lief sozusagen auf einer Stelze!

Weil wir so einen anstrengenden Ausflug gemacht hatten, bekamen wir zu Belohnung erst einmal etwas zu Fressen. Hoffentlich machen wir bald den nächsten Ausflug. Davon können wir unseren Enkelkindern dann später berichten.

Und die Moral von der Geschicht?

FENSTER BLEIBT JETZT IMMER ZU!!!!!

UND WIR MÜSSEN OHNE FRISCHE LUFT AUFWACHSEN

Hasina

nach oben